Nachruf Emilie Stöhr

22.08.1941 – 02.07.2022

Emilie Stöhr war von 1974 – 2001 Bereichsleitung beim Sozialen Beratungsdienst / der Diakonie Hasenbergl e.V.

Aus zwei vorschulischen Heilpädagogischen Tagesstätten baute sie das heutige Wichern-Zentrum auf, das bis heute in ganz München und weit darüber hinaus bekannt ist für seine hervorragende Qualität der Arbeit mit seelisch behinderten, sprich verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen und seine Kooperation von Schule und Heilpädagogischen Tagesstätten.

Es war Emilie Stöhr ein besonderes Anliegen den Kindern aus dem Hasenbergl und angrenzenden Stadtteilen eine Chance auf ein gelingendes Leben zu geben. Die Kinder, deren Kindheit gekennzeichnet war durch Armut, beengte Wohnverhältnisse, z.T. schwierigen Familienverhältnissen und sonstigen Schwierigkeiten wie Teilleistungsstörungen etc., sollten professionelle Förderung und Unterstützung erhalten.

Dabei setzte Emilie Stöhr auf die Qualität der pädagogisch-psychologischen Arbeit: Es war ihr enorm wichtig professionelle Teams zusammenzustellen, die die Defizite der Kinder erkannten und diese durch besondere Förderung abbauen konnten, Pädagog*innen zu haben, die die Ressourcen der Kinder entdeckten und diese ausbauen konnten. Ebenso wichtig war es ihr, die  Eltern und Familien der Kinder in die Arbeit mit einzubeziehen.

Es war schnell klar, dass die Unterstützung dieser Kinder im vorschulischen Alter nicht ausreichte.

1977 gründete Emilie Stöhr die erste schulbegleitende heilpädagogische Gruppe, die spätere HPT-Wintersteinstraße.

Aber auch die nachmittägliche Unterstützung im Grundschulalter war für einige Kinder noch zu wenig. Sie brauchten auch Unterstützung in einer Schule, in der diese Kinder die notwendige, besondere Aufmerksamkeit und Unterstützung auch beim Lernen und im Unterricht bekamen. Eine Schule mit kleinen Klassen, mit mehr pädagogischem und besonders qualifiziertem Personal.

Eine eigene Schule, die dies bieten konnte war die nächste Vision, die Emilie Stöhr 1979 verwirklichte. Damals mit den Titel „Sonderschule E“, die heutige Wichern-Schule,  Förderzentrum für emotionale und soziale Entwicklung

Dabei war Emilie Stöhr die Zusammenarbeit zwischen Schule und Heilpädagogischer Tagesstätte auf Augenhöhe, die partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Lehrkräften und Sozialpädagog*innen, während ihres gesamten Schaffens immer ein großes Anliegen.

Gemeinsame Fallgespräche von Lehrkräften, Sozialpädagoginnen und dem psychologischen Fachdienst, das war ihre Idee, die die Grundlage bildete für eine gelingende Zusammenarbeit zweier Institutionen, die eigentlich als wenig kompatibel galten.

Und es stellte sich im Lauf der Jahre heraus, dass diese ganzheitliche Förderung der Kinder über den gesamten Tag ein Schlüssel für die Erfolge war, die das Wichern-Zentrum erreichte.

Nach mehreren Jahren Förderung im Wichern-Zentrum konnten viele Kinder wieder ins Regelsystem integriert werden und ihre Schullaufbahn oft sogar mit dem Abitur beenden.

Und Emilie Stöhr verstand es hervorragend diese Erfolge bei den Aufsichtsbehörden, Kostenträgern und bei Politiker*innen, in der gesamten sozialen Szene, in München und über München hinaus bekannt zu machen.

Dieser Bekanntheitsgrad und die erzielten Erfolge in allen Einrichtungen, bildeten wiederum die Grundlage für die Genehmigung weiterer spezialisierter Einrichtungen, die während ihrer Zeit als Bereichsleitung entstanden:

  • KindErleben, eine Einrichtung für Eltern und ihre Kinder im Alter von 0-3 Jahren.
  • Die heilpädagogisch-intensivtherapeutische Einrichtung, HIG, für Jugendliche.

Das Wichern-Zentrum wuchs immer weiter und wurde ein hochprofessionelles Zentrum für Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichsten, aber gravierenden Schwierigkeiten.

Für diese herausragende Arbeit erhielt Emilie Stöhr die Medaille „München leuchtet“.

2001 ging Emilie Stöhr in den verdienten Ruhestand.

Von 2008 – 2012  war sie noch ehrenamtlich im Aufsichtsrat der Diakonie Hasenbergl tätig.

Wir werden Emilie Stöhr und ihren Einsatz für das Wichern-Zentrum nie vergessen und sie als Begründerin, aber auch als herausragende Persönlichkeit in Erinnerung behalten.


Statt Blumen oder Kränzen hat sich Emilie Stöhr eine Spende für den Förderverein des Wichern-Zentrums „Quicklebendig e.V.“ gewünscht.

Auch dafür danken wir Emilie Stöhr sehr herzlich und natürlich allen Spenderinnen und Spendern.

Nachruf Evelyn Ziegler

Im Jahre 1996 vertraute uns Frau Ziegler ihren Sohn Stephan an. Er besuchte bei mir noch die erste Klasse. Im folgenden Jahr übernahm ich die Schulleitung und meine Klasse wurde von Frau van Marwyck übernommen. Im Oktober des zweiten Schuljahres von Stephan wurde bei ihm eine äußerst aggressive Form von Leukämie festgestellt und auch eine sehr qualvolle Chemotherapie konnte Stephans Tod im Frühjahr 1998 nicht verhindern. Diese Zeit war für alle Beteiligten, die Lehrerin, die Pädagoginnen, die Kinder der Klasse, aber auch deren Eltern und die ganze Schule geprägt von Angst und Hoffnung. Dadurch entstand zwischen Frau Ziegler und dem Wichern-Zentrum eine vertrauensvolle Beziehung, die seither nie mehr abriss und bis zu ihrem überraschenden Tod anhielt.

Als ein besonderes Zeichen ihrer Verbundenheit engagierte sich Frau Ziegler als Gründungsmitglied unseres Fördervereins Quicklebendig e.V. Trotz ihrer hohen Arbeitsbelastung und auch mehreren Umzügen arbeitete Frau Ziegler in der Vorstandschaft als Schriftführerin bis 2016 mit. Sie half bei der Findung eines Beispiels für eine Satzung, überraschte mit immer vielen Ideen, um Mittel zu erlangen, überredete immer wieder Personen, sich für uns zu engagieren und nahm zuverlässig an allen Veranstaltungen teil.

Besonders hervorheben möchte ich die vielen Ketten, die sie aus Halbedelsteinen anfertigte und an deren Verkaufserlös sie stets Quicklebendig beteiligte.

Nun ist Frau Ziegler wenige Jahre, nachdem sie endlich ihren Ruhestand genießen konnte, völlig überraschend gestorben. Aber sogar in ihrem Testament hat sie uns bedacht. Statt Kränze und Blumen am Grab bat sie um Spenden für Quicklebendig.

Wir danken Frau Ziegler für ihr unermüdliches Engagement und behalten die Erinnerung an sie in unseren Herzen.

Dr. Edith Wölfl

(ehem. Vorsitzende von Quicklebendig e.V. und Schulleiterin der Wichernschule)

Aktuelle Buchempfehlungen

Francesca Melandri

Alle außer mir, Roman, Wagenbach Verlag, 2018

 

Auf dem Buchrücken steht: ‚Alle außer mir‘ ist ein epochaler Familienroman und eine Reise in die italienische Seele. Genau das trifft zu. Familiengeheimnisse kommen zu Tage und die Sicht auf die Vergangenheit und vor allem auch die Beteiligung des Großvaters an dem Krieg der Faschisten in Äthiopien werden so anschaulich und vor allem mitreißend erzählt, dass man das Buch kaum mehr aus der Hand legen kann. Francesca Melandri stellt die Schlüsselfragen unserer Zeit: Was bedeutet es zufällig im „richtigen“ Land geboren zu sein und wie gewinnen wir Vertrauen, wenn wir unserer Vergangenheit nicht wirklich trauen können.

 

 

Sasa Stanisic

Herkunft, Roman, Luchterhand Verlag, 2019

 

Herkunft erzählt davon, wie in unseren Biografien unterschiedliche Heimaten und Identitäten für unser Leben bedeutsam sind und uns dadurch bereichern. Der in dem nicht mehr existierenden Jugoslawien geborene Sasa Stanisic erzählt von seinen verschiedenen Herkünften und Identitätsbausteinen und auch von vielen Zufällen und Hilfen, die dazu beitrugen, dass er sich vom Flüchtlingskind zu einem weltweit anerkannten Schriftsteller entwickeln konnte. Auch wenn das Buch deutliche autobiografische Anteile hat, ist es doch eine spannende und aufregende, aber auch poetische Erzählung über das was war und das was ist und natürlich auch über Veränderung, Abschiede und Neuanfänge.

Sasa Stanisic hat sowohl den Deutschen Buchpreis 2019 als auch den Hamburger Buchpreis für ‚Herkunft‘ erhalten.

 

Dörte Hansen

Mittagsstunde, Roman, Penguin, 2018

 

Mit Wärme und Einfühlsamkeit schildert Dörte Hansen die allmählichen Veränderungen in einem Dorf und deren Auswirkungen auf die Bewohner. Auch wenn das Leben auf dem Land nicht einfach war und auch von den Menschen viel abverlangt, so haben eine größere Bequemlichkeit und moderne Entwicklungen auch ihren Preis. Die Gemeinschaft nimmt ab und es entstehen neue Herausforderungen. Dörte Hansen gelingt es in dem raffiniert komponierten Roman, diese Veränderungen nachvollziehbar zu machen und mitzuerleben.

Völlig zurecht steht dieses Buch seit Monaten auf der SPIEGEL-Bestsellerliste und hat Dörte Hansen mehrere Literaturpreise erhalten.

 

Geraldine Schwarz

Die Gedächtnislosen. Erinnerungen einer Europäerin, Secession Verlag für Literatur, 2018

 

Preis des Europäischen Buches 2018

Geraldine Schwarz ist eine deutsch-französische Autorin und rekonstruiert ihre Familiengeschichte im Lichte der Geschichte von beiden Staaten während der Zeit des Nationalsozialismus und danach. Dabei kommt sie, indem sie die Gedächtnisarbeit in den Staaten Europas untersucht, zu dem Schluss: Je mehr die Staaten Europas ihre Geschichte und ihre Mitverantwortung für die Verbrechen des Nationalsozialismus oder Faschismus ausblenden, desto anfälliger sind sie für eine Renaissance dieses Gedankenguts.

 

 

Steven Novella et.al.

Bedienungsanleitung für deinen Verstand. Kritisch denken in einer Welt voller Halbwissen, Riva Verlang 2019

 

Wir leben in einer Welt voller Fehlinformationen, Verschwörungstheorien, Fake News, Vorurteilen und Mythen. Das Buch bietet einen Leitfaden zum skeptischen Denken, gibt Hilfestellung beim Hinterfragen, und logischem Durchdringen und eröffnet außerdem aufschlussreiche Einblicke in die Funktionsweise des Gehirns. Und das alles mit einer guten Portion Humor.

 

Julia Ebner

Radikalisierungsmaschinen. Wie Extremisten die neuen Technologien nutzen und uns manipulieren. Suhrkamp Nova, 2019

 

Julia Ebner mischt sich undercover unter 12 Gruppierungen von Hackern, Terroristen, Trollen, Fundamentalisten und Verschwörern. Sie kennt als Extremistenerforscherin die Szenen von innen. Ihr Buch erklärt, wie Radikalisierungsprozesse erfolgen, wie Extremisten ihre Anhänger rekrutieren und wie wir von extremen Meinungen manipuliert werden, aber auch, wie wir uns vor Extremisten schützen können und was dazu von staatlicher Seite unternommen werden sollte.

Evelyn Ziegler

Mit großem Bedauern geben wir bekannt, dass unser langjähriges Gründungsmitglied Evelyn Ziegler am 17. September 2019 verstorben ist. Sie war unserem Förderverein von der ersten Stunde an sehr verbunden.

Wir sind ihr sehr dankbar für ihr großes Engagement und werden Sie immer in guter Erinnerung behalten.

Der Vorstand

Traueranzeige Evelyn Ziegler

Akuelle Info zu den Jahresberichten

Aus Datenschutzgründen haben wir die PDF-Dateien der Jahresberichte von hier entfernt. Gerne schicken wir Ihnen unseren aktuellen oder einen älteren Jahresbericht, sofern wir noch welche da haben, als Broschüre zu.

Das Geheimnis starker Eltern

Haim Omer und Philip Streit präsentieren den Ansatz der neuen Autorität als allgemeines Erziehungsprinzip im Ratgeberformat und plädieren für ein grundsätzliches Umdenken: Widerstand und Wiedergutmachung statt Strafe und Härte. Selbstveränderung und Unterstützung statt Einzelkampf und Kontrollversuche. Die Wirksamkeit spricht für sich: starke Eltern, starke Kinder, offene Kommunikation und intensive, positive Beziehungen. Dem Erziehungsprinzip neue Autorität gelingt der Spagat, auch unangenehme Dinge zu äußern, ohne die Beziehung in Frage zu stellen. Dieser Eltern- und Erziehungsratgeber besticht durch sein geschlossenes Konzept, die kompakte und verständliche Sprache und eine Fülle von praktischen Beispielen.

Wenn Nervensägen an unseren Nerven sägen

Sicher und selbstbewusst Konflikte um Regelverstöße lösen

»Nein!« – So tönt es täglich aus Millionen Kehlen, wenn Kinder und Jugendliche zu Hause, in Kindergärten, in Schulen und anderswo aufgefordert werden, sich an aufgestellte Regeln zu halten. Im Konflikt nach dem »Nein!« zeigt sich aber erst, ob eine Vereinbarung wirklich gilt. Wenn Nervensägen an unseren Nerven sägen, dann heißt es, standhaft und konsequent, aber auch respektvoll und wertschätzend für die Beachtung der Regeln einzutreten.

Rudi Rhode und Mona Sabine Meis zeigen mit vielen Tipps und Hilfestellungen, wie sich Eltern, ErzieherInnen, LehrerInnen und Sozialtherapeuten sicher und selbstbewusst in Konflikten um Regelverstöße durchsetzen. Die innere Haltung hat dabei ebenso Bedeutung wie die Körpersprache. Wer zudem konstruktiv streiten kann,
hat beste Voraussetzungen für ein erfolgreiches Konfliktmanagement.

„Ein musikalisches Abenteuer“ Kinder des Wichern-Zentrums geben mit dem Pianisten Markus Kreul ein Benefizkonzert

Unter dem Titel „Ein musikalisches Abenteuer“ werden Kinder des Wichern-Zentrums an einem Benefizkonzert mit dem Pianisten Herrn Markus Kreul mitwirken.

 Wann: Donnerstag, 15. November 2018 ab 16:30 Uhr

Wo: im Saal des Verein Stadtteilkultur 2411 e.V. 3. Stock des Kulturzentrums in der Blodigstraße 4 an der U-Bahnstation Hasenbergl, neben dem Edeka-Center

Noch am gleichen Tag werden die Kinder in Begleitung der Gruppenpädagoginnen vorab in Workshops ein Konzertprogramm entwickeln und einüben. Die Workshops werden von Frau Prof. Friedhofen (Direktorin des Leopold-Mozart-Zentrums) sowie Studierenden und dem Pianisten
Markus Kreul geleitet.

Das Konzert findet von 17:00 Uhr bis 18:00 Uhr statt und wird öffentlich ausgeschrieben. Insgesamt gibt es Platz für bis zu 150 Personen.
Einlass ist bereits ab 16:30 Uhr.  Bis zum Konzertstart wird es im Vorsaal Getränke, Kuchen und Gebäck geben. Auch nach dem Konzert wird es noch bis 19:00 Uhr ein gemütliches Beisammensein mit Cateringservice von coffee & work der Diakonie Hasenbergl geben.
Eintritt, Getränke und Verzehr sind kostenlos. Vor und nach dem Konzert gibt es die Möglichkeit zu spenden. Der Erlös kommt den Kindern zu Gute und dient der Finanzierung einer musikpädagogischen Maßnahme wie einem Musikprojekt.

Plakat_Benefizkonzert_151118

Jahresbericht 2017

Auch im vergangenen Jahr gab es viele wertvolle Projekte,  die von den Pädagogen und Lehrkräften des Wichen-Zentrums organisiert und von „Quicklebendig“ e.V. finanziell unterstützt wurden. Zudem gab es einen Vorstandswechsel, Spenden und einen Bericht eines ehemaligen Schüler.